Just massive: Das war der Gigathlon 2016

Die Gigathleten legten am vergangenen Wochenende schwimmend, rollend und laufend 396 Kilometer und 8'840 Höhenmeter durch die Gotthardregion zurück. Mit dabei waren zwei Teams des TV Spiez.

Anlässlich der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels fand der Gigathlon dieses Jahr in der Gotthardregion statt. Der Zentralort, wo der Gigathlon-Tross wiederum eine grüne Wiese in ein rotes Meer aus Zelten verwandelte, befand sich heuer in Erstfeld. Im Zeltcamp bauten am Freitagnachmittag auch zwei Teams des TV Spiez ihr vorübergehendes Zuhause auf.

Am Freitagabend waren die Gigathleten gut beraten, früh ins Bett zu gehen bzw. in den Schlafsack zu kriechen. Der Start zum Gigathlon 2016 erfolgte am Samstag nämlich um 8 Uhr im Centro Sportivo Tenero, und da zwischen Erstfeld und dem Lago Maggiore momentan noch eine Zugfahrt von knapp zwei Stunden liegt, hiess es für Iris Fahrni und Nicole Wyss, die beiden Schwimmerinnen der Spiezer Teams: Morgenstund hat Gold im Mund. Ihr Zug Richtung Schweizer Sonnenstube fuhr nämlich bereits um 4.30 Uhr in Erstfeld ab.

Mit der Schweizer Sonnenstube war es aber nichts. Noch auf dem Weg ins Tessin wurden Iris und Nicole informiert, dass das Schwimmen aufgrund einer Gewitterwarnung durch eine Ersatzlaufstrecke ersetzt wird. Obwohl die beiden aufgrund der Wetterprognosen damit hatten rechnen müssen, hielt sich ihre Begeisterung über diesen Entscheid der Rennjury verständlicherweise in Grenzen. Nichtsdestotrotz machten sie gute Miene zum bösen Spiel und versuchten, auf der 11 Kilometer langen Laufstrecke in Tenero das Beste für ihr Team herauszuholen. Dies gelang ihnen denn auch ganz ordentlich.

Wieder zurück im Centro Sportivo Tenero, übergaben Iris und Nicole an Rina von Burg bzw. Jürg Mürner, welche ihrerseits die 40 Kilometer lange Inlinestrecke nach Biasca in Angriff nahmen. Vom Regen blieben sie zwar weitgehend verschont, der teilweise nasse Boden machte ihre Aufgabe dennoch nicht ganz einfach. Rina war erst sehr kurzfristig zum einen der beiden Spiezer Teams gestossen und noch am Freitagabend in Biel an einem Inlinerennen im Einsatz gestanden. Das war der ausgewiesenen Inlinespezialistin jedoch nicht anzumerken, und so übergab sie an bereits aussichtsreicher Position liegend an Stefan Trummer. Jürg meisterte seine Aufgabe ebenfalls souverän. Die fehlenden Trainingskilometer auf den acht Rollen machte er mit einem beherzten Einsatz wett. Er übergab in Biasca an seinen Bruder Beat Mürner.

Auf die Biker Stefan und Beat warteten 48 Kilometer verteilt auf 1'700 Höhenmeter. Die Strecke beinhaltete zwar keine technisch schwierigen Passagen, aus konditioneller Sicht verlangte sie von den Bikern dennoch einiges ab. Stefan, der eigentlich im Laufsport zu Hause ist, kam seine hervorragende Grundkondition so natürlich sehr entgegen. Er bewies, dass er auch auf dem Bike nicht zu unterschätzen ist und übergab in Airolo früh an Julien Hautle. Allzu lange dauerte es nicht, bis auch Beat in der Wechselzone erschien und an Matthias Maibach übergeben konnte. Im Ziel angekommen meinte Beat, dass er mehr zu beissen hatte als ihm lieb gewesen wäre. Wer sich jedoch in der Disziplinenrangliste so weit vorne klassiert wie Beat es tat, wird kaum erwarten können, dass es auch noch locker ist.

Die Rennvelostrecke führte Julien und Matthias über den Nufenen- und Furkapass bis nach Göschenen. Auf den 86 Kilometern und 2'500 Höhenmetern waren also Kletterqualitäten gefragt. Und mentale Stärke! In der Wechselzone in Airolo wurde der Speaker nämlich nicht müde zu betonen, dass insbesondere auf dem Nufenenpass quasi immer noch Winter herrsche. Ganz so schlimm wie befürchtet war es gemäss den Rennvelofahrern auf den Pässen dann doch nicht. Auf jeden Fall schafften es Julien und Matthias ohne Frostschäden nach Göschenen. Auf das Ausrollen zurück nach Erstfeld, welches den beiden nach ihrer Übergabe an den Läufer bzw. die Läuferin noch bevorstand, hätten die durchnässten "Gümeler" aber lieber verzichtet.

Die abschliessenden 23 Kilometer mussten Marco Trummer und Tanja Spycher laufend absolvieren. Dass es von Göschenen nach Erstfeld netto rund 600 Höhenmeter talwärts ging, war nur auf dem Papier entgegenkommend. In der Tat mussten auf der Laufstrecke zahlreiche der bergab zu absolvierenden Höhenmeter über Treppen und steile (Wander-)Wege überwunden werden. Zudem war die Strecke mit zahlreichen Gegenanstiegen gespickt, sodass es umso schwieriger war, einen Rhythmus zu finden. Übler Muskelkater war bei diesen Begebenheiten vorprogrammiert, doch konnten Marco und Tanja froh sein, dass sich dieser erfahrungsgemäss erst am zweiten Tag nach der Belastung so richtig bemerkbar macht, vorliegend also erst nach dem Gigathlon.

Nach dem ersten Tag befand sich das Team um Iris, Rina, Stefan, Julien und Marco unter Einberechnung einer Zeitstrafe von 60 Minuten, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, auf dem 37. Zwischenrang. Ohne Zeitstrafe – und daran orientierten sie sich – war es der 7. Zwischenrang. Diesen virtuellen Rang in den Top 10 wollten sie unbedingt halten. Das Team um Nicole, Jürg, Beat, Matthias und Tanja fand sich auf dem 110. Zwischenrang wieder, womit für sie das Ziel für Tag 2 auch schon auf der Hand lag.

Den Start zum zweiten Wettkampftag machten wiederum die Schwimmerinnen und Schwimmer, und zwar tatsächlich schwimmend. Aufgrund der eher tiefen Wassertemperatur im Urnersee (rund 14,5°C) musste die Schwimmstrecke zwar um die Hälfte auf 1,5 Kilometer gekürzt werden. Iris und Nicole waren aber froh, den Neoprenanzug nicht umsonst mitgenommen zu haben. Um 8.20 Uhr durften sie in Flüelen endlich loscrawlen. Nach nicht einmal einer halben Stunde war der Spass für die beiden aber auch schon wieder vorbei und es erfolgte wiederum die Übergabe an Rina bzw. Jürg.

Rina setzte zusammen mit einer weiteren Inlinerin sofort zu einer grandiosen Aufholjagd an. Auf den 22 Kilometern arbeitete sich das Duo kontinuierlich nach vorne und traf schliesslich als erstes in der Wechselzone in Erstfeld ein. Mit einer Sekunde Rückstand auf ihre Weggefährtin stellte Rina auf der Inlinestrecke die zweitbeste Zeit des Tages auf! Gut erholt vom Vortag zeigte sich auch Jürg, welcher ebenfalls Boden gutmachte und sein Team auf den zwischenzeitlichen 99. Zwischenrang brachte. Die Top 100 waren damit in Reichweite.

Mentale Stärke war von den Rennvelofahrern auch am zweiten Tag gefragt. Die Strecke führte nämlich über den Klausenpass nach Linthal und auf dem exakt gleichen Weg wieder zurück. Julien nahm die 104 Kilometer an der Spitze des Feldes liegend in Angriff und durfte sich von der voraussehbaren Tatsache, dass er von einigen Mitkonkurrenten überholt werden würde, nicht aus der Ruhe bringen lassen. Letzteres galt auch für Matthias. Denn dass er bei seiner Körpergrösse für die 2'800 Höhenmeter einen grösseren Effort leisten musste als die meisten Konkurrenten, liegt in der Natur der Sache. Die beiden Spiezer zeigten wiederum einen starken Willen und übergaben zurück in Erstfeld an Stefan bzw. Beat.

Das Höhenprofil der Bikestrecke des zweiten Tages glich dem Rücken eines Dromedars. 1'400 Höhenmeter verteilt auf 45 Kilometer lautete in Zahlen zusammengefasst die Aufgabe. Wiederum verlangte die Strecke von den Bikern keine besonderen fahrtechnischen Fähigkeiten, was zumindest die beiden Spiezer ein wenig bedauerten. Sowohl Stefan als auch Beat fuhren ähnlich stark wie am Vortag und brachten ihr jeweiliges Team rangmässig nach vorne, ehe sie – ebenfalls in Erstfeld – Marco bzw. Tanja auf die abschliessende Laufstrecke schickten.

Diese Laufstrecke war zum Glück mehrheitlich flach und führte über 22 Kilometer zum Urnersee und zurück nach Erstfeld. Dort warteten die übrigen Teammitglieder bereits, um ihre Läuferin bzw. ihren Läufer der Tradition gemäss auf den letzten Metern ins Ziel zu begleiten. Marco liess auf der Laufstrecke nichts mehr anbrennen und brachte den angestrebten (wenn auch virtuellen) Platz in den Top 10 nach Hause. Rein sportlich belegte das erste Team des TV Spiez den 9. Schlussrang. Unter Einberechnung der Zeitstrafe – und so erscheint es auf der Rangliste – klassierten sich Iris, Rina, Stefan, Julien und Marco auf dem 17. Schlussrang.

Tanja hatte die Laufstrecke auf dem 127. Zwischenrang liegend und mit einem Rückstand auf die Top 100 von fast 40 Minuten in Angriff genommen. Das grosse Ziel doch noch zu erreichen, wurde damit zu einem Ding der Unmöglichkeit. Dennoch kämpfte Tanja bis zum Schluss und brachte das zweite Team des TV Spiez mit einem beherzten Lauf noch bis auf den 121. Schlussrang. Da beim Gigathlon das Abenteuer und das Teamerlebnis aber mindestens so wichtig sind wie der Wettkampf selber, durften sämtliche Gigathleten am späten Sonntagabend als gefühlte Sieger nach Hause gehen.

Das erste Team des TV Spiez (v.l.): Iris Fahrni (Schwimmen), Stefan Trummer (Bike), Marco Trummer (Laufen), Rina von Burg (Inline) und Julien Hautle (Rennvelo).

 

Das zweite Team des TV Spiez (v.l.): Matthias Maibach (Rennvelo), Tanja Spycher (Laufen), Nicole Wyss (Schwimmen) und Beat Mürner (Bike). Es fehlt: Jürg Mürner (Inline).